“Trešnjevka Mapping” (Kroatisch: “Mapiranje Trešnjevke”)
“Trešnjevka Mapping” ist eine in 2013 gegründete gemeinsame Initiative vom Trešnjevka Kulturzentrum und Freiwilligen aus Trešnjevka und Umgebung. Sie hat das Ziel, Fakten und Geschichten aus Trešnjevka zu sammeln – und zwar aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Der Schwerpunkt liegt auf der Einbeziehung der Einwohner Trešnjevka und ihre aktive Teilhabe an Aktivitäten, die den Alltag in Trešnjevka betreffen. Daneben ist die Veröffentlichung aller gesammelten Materialien ein weiteres Kernziel der Initiative. Sie wird auf der Website www.mapiranjetresnjevke.com allen Interessierten zugänglich gemacht. Zusätzlich werden verschiedene Aktionen organisiert, zum Beispiel geführte Wanderungen und Ausstellungen.
(Im Moment, die Seite ist nur in kroatische Sprache, mit geplannten Zusammenfassungen in einigen fremden Sprachen, aber das Konzept könnte in Zukunft mit neuen zusatzlichen Texten erweitert sein.)
Eine kurze Zusammenfassung der Geschichte von Trešnjevka:
Trešnjevka ist ein riesiger Stadtteil im südwestlichen Teil der Stadt Zagreb. Vor der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestand die Fläche des heutigen Trešnjevka vor allem aus Feldern und Obstgärten. Kein Wunder also, dass man “Trešnjevka” mit “Kirsch-Obstgarten” übersetzen kann. Neben der Landwirtschaft gab es damals noch mehrere kleine Dörfer nahe dem Fluss Sava. Im Jahr 1865 wurde eine Eisenbahn durch Zagreb gebaut. Die Gleise trennten den Bereich der Trešnjevka vom Zentrum von Zagreb und verhinderten sowohl eine enge Beziehungen wie die Kommunikation generell mit dem Rest der Stadt.
Die Nähe der Eisenbahn, sowie der riesige, offene Raum führten dazu, dass die ersten Unternehmer der damaligen Zeit ihre Werkstätten und kleinen Fabriken in den nördlichen Teil des Trešnjevka bauten. Das erste Projekt war ein Brunnen (1877), um Wasser für alle Bewohner in Zagreb zu erhalten. Später folgte die erste elektrische Anlage (1907) sowie eine Reihe von verschiedenen Lager- und Arbeitsräumen. Andererseits wurde an der östlichen Grenze von Trešnjevka, die Savska Straße, schnell gebaut. Sie verbindet Zagreb mit der einzigen Brücke über Sava (1783 wurde gebaut). Entlang der Straße wohnten vor allem Holzhändler, Handwerker und Gaststättenbetreiber. Die Bauern bewohnten dagegen das Dorf von Horvati auf der anderen Seite der Bahngleise. Die Savska Straße bekam 1891 sogar die erste von Pferden gezogene Straßenbahn in Zagreb. 1910 wurde sie durch eine elektrische Bahn abgelöst.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es verschiedene Initiativen der Urbanisierung von Trešnjevka. Die Grundidee war es, Wohnungen für die Arbeiter zu bauen, die in zunehmender Zahl in den Fabriken in der Nähe beschäftigt waren. Allerdings konnte der Rat der Stadt den Bedarf nach Unterkünften nicht für alle erfüllen. Das führte dazu, dass die wachsende Zahl von Menschen in den 20er und 30er Jahren ihre eigenen improvisierten Wohnungen am Stadtrand bauten. Einige der kleinen Häuser aus dieser Zeit sind immer noch im Zentrum Trešnjevka, um den Trešnjevka Platz (Trešnjevački trg), zu sehen.
Um 1930 wurde ein Markt am Trešnjevački Platz gegründet. (Er ist heute einer der größten und lebendigsten in Zagreb!) Im nördlichen Teil der Trešnjevka wurden zwischen den 1930er und 1940er Jahren mehrere Schulen, Kirchen und eine Siedlung der Ersten kroatischen Sparkasse gebaut. Es ist eines der besten Beispiele für die geplante Städtebau in Zagreb, ein renovierter Garten mit dem Spielplatz in der Zorkovačka Straße ist ein Schaustück dafür.
Im Jahr 1935 kam die Straßenbahnlinien in das Herz Trešnjevka. Dort wurde auch die neue Zentrale der Verkehrsgesellschaft, ZET, gebaut. Nach dem Namen dieses neuen Depots, Remiza, wurde der gesamte Bereich benannt.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Verwaltungsgrenze von Zagreb vom Bach Črnomerec im Westen auf den westlichen Teil der Trešnjevka verlegt. Aus kleinen Nachbarschaftsorten wie Ljubljanica , Rudeš und Voltino wurden vorstädtische Gebiete. Zwei riesige Fabriken, Končar (elektrische Produkte und Engineering) und Nikola Tesla (Telekommunikationsgeräte) drückten ihren Stempel auf die Entwicklung des Stadtteils. Ende der 40er Jahre wurde eine neue Autobahn (heute Zagrebačka avenija) durch die Mitte der Trešnjevka gebaut. Sie sollte Zagreb mit Ljubljana und den westlichen Teilen des ehemaligen Jugoslawien verbinden. Heute ist diese inzwischen sechsspurige Straße einer der meist befahrenen von Zagreb. Sie markiert die Grenze zwischen der nördlichen und südlichen Hälfte von Trešnjevka.
Während der 50er und 60er Jahre erlebte Zagreb einen Bau-Boom. Viele neue Gebäude wurden in den Stadtteilen Knežija und Srednjaci gebaut, dazu blieb eine Handvoll kleiner halbländlicher Familienhäuser am Rande der Neubaugebiete. Diese Häuser stehen sogar noch heute. In den 80er Jahren wurden die neuen Stadtteile von Jarun, Staglišće und Vrbani gebaut. Sie wurden mit dem Zentrum der Stadt durch die umgebaute Horvaćanska Straße verbunden. Ab 1987 enthält diese Straße auch Straßenbahnschienen. Im Jahr 1987 war Zagreb Gastgeber für Tausende von Sportler während der International University Games. Die Spiele verstärkten die ohnehin schon rasante Entwicklung auf der Boden von Trešnjevka. Der künstliche See Jarun wurde abgeschlossen, ein neues Schwimmbad gebaut, ein Fußballplatz in der Kranjčevićeva Straße wieder aufgebaut, eine riesige Sporthalle (der Dom sportova) renoviert. Die Viertel rund um den See Jarun, zuvor ländliche Gebiete, wurden damit zum Hauptwohnbereich. Denn die Nähe von Freizeitgelände um den See und eine gute Anbindung an das Zentrum mit der Straßenbahn war gegeben.
Im Jahr 2000 wurden die Straßenbahnschienen bis zum westlichsten Grenzen Trešnjevka, auf Prečko, verlegt. Dieser Stadtteil wurde bereits in den 70er und 80er Jahren entwickelt. Daneben waren für die ersten Jahre nach der Unabhängigkeit Kroatiens der unkontrollierte Bau in vielen Teilen von Zentrum von Trešnjevka bezeichnend. Aufgrund der Nähe zum Stadtzentrum und der relativ niedrigen Preisen wurde die Gegend zum einen Hauptziel für Stadtentwickler. Neue Entwicklungen haben negativ den Lebensstandard in Trešnjevka beeinflusst: die engen Gassen hielten den vielen Autos nicht und der Infrastruktur aller Art wurde überbelastet. Außerdem wurden Einkaufszentren (sie waren vorher unbekannt in Zagreb) gebaut und Fabriken, von erfolglosen Privatisierung zerschlagen, aufgegeben. Einige von ihnen erinnern immer noch an die vergangenen sozialistischen Zeiten.
In der jüngeren Vergangenheit gab es in Trešnjevka zunehmend alternative Bewegungen der Städteplanung. Sie setzen sich für mehr Radwege ein, für biologisch-organische Gemeinschaftsgartenarbeit, für Betreuung für ältere oder behinderte Menschen und vieles mehr. Eine dieser Bewegungen ist auch “Trešnjevka Mapping”.
(Vanja)